Vortrag Postkarten 2023
Bericht von Astrid Fischer-Stahl
Vortrag vom 28. Januar 2023 Gasthaus Stöberl
Die Familie Roider gewährte einen Einblick in ihr Archiv
Historische Postkarten sind immer auch Spiegelbild ihrer Zeit. Sie dokumentieren die Entwicklung der Kulturlandschaft, eines Ortes und nicht zuletzt der Mode. Die Botschaften darauf, nicht selten war jeder freie Millimeter voll gekritzelt, waren meist viel mehr als Grüße aus dem Urlaub. Postkarten dienten als ein wichtiges Medium zur Nachrichtenübermittlung. Die Familie Roider vom gleichnamigen Schreibwarengeschäft in der Rosengasse gehört seit Jahrzehnten zu den Sammlern solch alter Zeitzeugen und bewahrt sie damit für die nachfolgenden Generationen.
Auf Einladung der Sektion Lam des Bayerischer Wald-Vereins öffnete Andreas Roider seine Schatztruhe und gewährte den Zuhörern im Gasthof Stöberl einen Blick in die Vergangenheit. Sektionsvorsitzender Franz Reuel freute sich über das Interesse an dem Vortrag. Er erwähnte, dass die Familie Roider bereits seit 1873 das Geschäft in der Rosengasse betreibt und auch die Vorfahren immer Ansichtskarten im Angebot hatten.
Andreas Roider ermunterte die Zuhörer eingangs, gerne weitere Informationen zu den einzelnen Motiven beizutragen. Er ist für jede zusätzliche Information, nicht zuletzt hinsichtlich abgelichteter Personen dankbar.
„Wir starten mit einer Postkarte von 1893, aus einer Zeit, da in Lam sicher noch keiner einen Fotoapparat hatte und gehen bis in die 1940er Jahre“, berichtete der Redner. Allerdings haben damals bereits viele Gastronomen Karten drucken lassen. Auch sein eigener Urgroßvater ließ Postkarten anfertigen und verkaufte sie im Geschäft. „Diese Tradition haben wie vor ein paar Jahren wieder aufgegriffen und die Resonanz ist sehr gut“, so Roider. Obgleich die sozialen Netzwerke und Messangerdienste heute eine starke Konkurrenz sind, wird eine hochwertige Postkarte immer wieder gerne gekauft. Dann startete er mit einem Motiv vom Großen Arber, das neben der Kapelle den deutlich kleineren Vorläufer des erst 1913 durch den Lamer Pfarrer Holzner geweihten Gipfelkreuzes zeigt. Eine echte Rarität sei die Fotokarte von der Osserwanderung des Lamer Burschenvereins aus ca. 1913. Es waren so viele Burschen, dass praktisch kein Felsen mehr sichtbar war. „Eine so große Gruppe dürfte selten zum Osser gewandert sein“, mutmaßte Andreas Roider. Für großes Staunen sorgte die Aussage, dass die Postkarten vor über einhundert Jahren innerhalb Deutschlands selten länger als zwei, drei Tage, oft auch nur einen Tag unterwegs waren. „Das schafft die Post heute nicht immer“, so einer der Kommentare aus dem Publikum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten viele der Karten aus Lam den Osser aus verschiedenen Perspektiven, meist noch mit „a“ am Ende geschrieben. „Das belegt die Bedeutung, die der Berg bereits damals für den Ort hatte“, machte der Redner deutlich. Die Handschriften, nicht selten vorne und hinten und immer in altdeutscher Sütterlin-Schrift drauf gekritzelt, geben unterhaltsame Einblicke. Ein anderes Mal informieren sie Telegrammstil über wichtige Alltagsdinge. So schreibt beispielsweise der Gasthof Rösslwirt 1942, dass er auf Monate hinaus voll belegt ist. Andreas Roider wartete zu nahezu jeder der 69 Karte mit Hintergrundinformationen über Motiv, Stempelung, Reiseweg der Karte, Verfasser oder Verleger auf. Er bescherte den Zuhörern damit einen Abend voller Ortsgeschichte.
Pater Augustinus sagte in seiner Funktion als 2. Sektionsvorsitzender danke. „Bilder haben eine gewaltige Sprache, sie wecken, Gefühle und Erinnerungen, manchmal schwächere und manchmal stärkere. Das wichtigste jedoch ist das Gefühl von Heimat“, so Pater Augustinus. Auch wenn nicht immer alles rund laufe, so können wir doch stolz auf unsere Wurzeln und unsere Geschichte sein.